Was ich (als Kind) brauche – leise gesagt.
Sieh mich.
Nicht zuerst den Mantel, die Schuhe, den Plan.
Sieh meinen Blick. Wenn er weich wird, wenn ich in deinen Augen eine kurze kleine Freude sehe, folge ich dir gerne.

Wiederkehr statt Wunder.
Eine Kerze, immer dieselbe Uhrzeit. Das lieb ich!
Ein Satz, immer derselbe, den du mich fragst: „Wofür hat heute für dich ein Licht gebrannt? Was mochtest du gerne? Wo hat dein Herz sich gefreut?“
Ich erinnere mich an Wiederholung. Nicht an Spektakel.

Deine Nähe vor deiner Lösung.
Wenn etwas „nicht“ geht, halte mich, nicht die Rede.
Lass mich den Frust finden, die Träne, die Ruhe danach.
So lerne ich, was Wirklichkeit ist – und dass ich es überlebe.

Ein kleiner Freiraum, der mir gehört.
Lass mich wählen, was ich wählen kann: die Reihenfolge der Abendrituale,
den Tee, das Buch. Ich wachse, wenn ich darf – und du hältst den Rahmen.

Dein Tempo ist mein Wetter.
Wenn du langsamer sprichst, atme ich tiefer.
Wenn du sitzt, komme ich von allein.
Wenn du lachst, lernt mein Körper: Hier ist es warm.

(Dieses Gedicht bringt mich zum Weinen. Es gibt Tage und vorallem Abende, wo ich ungeduldig bin und nicht verstehe, warum Julian weint. Und ob ich ihm genügend Wärme und Zuneigung gebe.)

Avatar von Susanne Fritz

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